Vorwort zum Kolloquium
Ruediger John

Weshalb wir dieser Veranstaltung und somit dieser Publikation eine Negation des Begriffes der Akademie als Titel vorangestellt haben, ist einfach zu erklären. Ich stelle dies voran, weil mehrfach, auch während des Kolloquiums, diese Frage aufkam.

Der Titel »Die Akademie ist keine Akademie« enthält die Option, über eine (radikale) Neudefinition der Aufgaben der so genannten Institutionen nicht nur eine Ablösung der bisher dort vorhandenen Lehrinhalte und einhergehenden Ideale und der hierzu eingerichteten Organisationsstrukturen, sondern auch deren Funktion innerhalb von Politik und Wirtschaft, der Gesellschaft in Betracht zu ziehen, sowie dies mittels eines neuen Begriffes zum Ausdruck zu bringen und/oder die Ablösung der Institution selbst als Alternative festzustellen. Anders gesagt, die Negation des Begriffes Akademie läßt gedanklich weiter ausholen, als beispielsweise der innersystemische Begriff der Antiakademie; eine Definition anhand anhand von Inhalten, anstatt von Gegebenheiten zu versuchen. Eine utopische Vorstellung über das Ziel des Kolloquiums wäre gewesen, als eine Art öffentliche Arbeitssitzung, Problembewußtsein bei den Verantwortungsträgern und den Verantworteten abzugleichen, ein, wenn auch fragmentarisches, Anforderungsprofil aus Notwendigkeiten und Bedürfnissen zusammenzustellen und bereits vorhandene Ideen der Annäherungen an diesen Sollzustand kritisch zu prüfen und kooperativ zu forcieren, also Ergebnisse zu produzieren. Dies ist selbstverständlich zu solch einem komplexen Thema nicht in dieser Form möglich, weil auch nicht gebräuchlich. So war es wichtig, Meinungen und Vorstellungen von Verantwortungsträgern aufzunehmen und zugrundeliegende Reflexionen als eine Momentaufnahme einer Entwicklung zusammenzustellen. Durch die Aussagen der geladenen Referenten (darunter Ute Meta Bauer als Professorin an der Akademie der Bildenden Künste Wien, Paul Uwe Dreyer als Rektor und Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Jean-Baptiste Joly als Direktor der Akademie Schloß Solitude und Professor an der Weissensee Akademie in Berlin, Beat Wyss als Professor für Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart usw.) selbst, ist im wesentlichen deren Selbstkritik, aber auch vorhandenes Problembewußtsein vor dem jeweiligen Systemverständnis als Basis, sowie resultierendes Vorgehen, Hilflosigkeiten und Zufluchten dokumentiert. Das macht diese Publikation so interessant. Durch Stephan Dillemuth, als »Scharfmacher« in diesem Themengebiet trainiert und zwischenzeitlich ebenfalls lehrend (and der Kunsthochschule in Bergen/Norwegen) tätig, ist, durch ein dokumentiertes Interview mit Berufskollegen, das Meinungsfeld und damit der Blick auf diesbezügliche Fragestellungen nochmals erweitert worden. In seinem, ebenfalls beigefügten, Textbeitrag >Gesellschaft im Umbruch und die Erkenntnisbarrieren der kulturellen Experten< erläutert Andreas Weber, von sozialwissenschaftlicher Seite aus seit längerem mit der Beobachtung und Differenzierung des Kunst- und Kultursystems befasst, in verständlicher Weise die Abhängigkeiten der Verhaltensmuster in Kunst, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft vom zugrundeliegenden Weltverständnis. Nicht zu vergessen sind René Straub und Harry Walter, die zu der Veranstaltung durch einen unterhaltsamen Einleitungsvortrag mit (wesentlich) geistigem Mehrwert beigetragen haben.

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