projection - location - simulation


Eine dreiteilige in-situ Diaprojektion computergenerierter Bilder auf die Einfassungsmauer des Burgplatzes in der Schillerstadt Marbach/Neckar.

Der Burgplatz ist zentralgelegener öffentlicher Begegnungs- und Festort sowie Durchgangsweg in der Altstadt in Marbach, eingefaßt durch die restaurierte ehemalige Wehrmauer der Stadt. In diesem Umfeld hat Ruediger John seine auf den Ort bezogene künstlerische Arbeit konzipiert, die aus drei voneinander zeitlich unabhängigen, aber aufeinander abgestimmten Diaprojektionen als zeitgesteuerte Endlosschleifen besteht.

Die, ähnlich einer Situationistischen und Konkreten Kunst erstellten Bilder nehmen Bezug auf den Raum, die Präsentationsform sowie die Darstellungstechnik, indem sie die stilistischen Mittel Linie, Raster, Fläche des Platzes, dessen Architektonik und Perspektive, aber auch der schriftlichen Definition der Arbeit selbst als typografische Skizzen einsetzen.

Die computergenerierten Zeichnungen lassen auf der strukturierten Einfassungsmauer durch Beleuchtung, ohne den Einsatz von farbigen oder fotografischen Elementen, in Stop-Motion Technik Chronologien entstehen, die im wechselnden zeitlichen Versatz zueinander in drei waagerecht angeordneten Abbildungsflächen eine Bühnenbildsituation mit dramaturgischem Moment bilden, in das der Betrachter in selbstgewählten Abstand eintreten kann.

Bewußt wählt der Künstler serialisierte Einzelbilder und deren Projektion als Diapositive mit einhergehender Geräuschkulisse. So werden, gleich einer Bildergalerie, Zustände der Betrachtung und Raumerfahrung assoziiert; dies mit beginnender Dunkelheit, also dem Moment da der visuelle Primäreindruck des Ortes sich grundlegend ändert und erhöhte Abstraktionsfähigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen fordert.

Die Arbeit im öffentlichen Raum, ohne zusätzlichen Hinweis vor Ort installiert, konfrontiert die Passanten und Betrachter mit Kunst, ohne daß diese auf eine solche Erfahrung konditioniert sind - anders als bspw. in einer Vernissage-Situation. So unterscheiden sich Wahrnehmung und Reaktion auf die Präsentation.

Die mittige Bildfolge läßt den Platz als illustrierte, zentralperspektivische Konstruktion entstehen, um dann die Stelle, an der die Bildfolge zu sehen ist zu fokussieren. Eine weitere Bildfolge simuliert den Projektionsvorgang selbst, indem sie eine gerasterte, schrittweise aufhellende Fläche im bekannten Format der Diapositive darstellt, um diese dann als eine Ebene in imaginärem Raum, und damit als Objekt, umzudefinieren. Zugleich stellt deren Textur Assoziationen zu Objekten und Strukturen des Platzes her. Die dritte Bildfolge beschreibt in serifenloser, ausschnittweise erscheinender Schrift den Titel und gleichzeitig die Verbaldefinition des Inhaltes und den Selbstbezug der Arbeit, Ausstellungsform und Ort.


CITATION/BIBLIOGRAPHY John, Ruediger: ›projection - location - simulation‹, Baden-Baden 2000 https://artrelated.net/ruediger_john/projection-simulation.html