»Wie verbessere ich mein Leben?«

künstlerische, explorative Recherche über normative Implikationen populärkultureller Printmedien


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Diese und ähnliche »praktische Lebensanleitungen« begleiten uns in allen populären Zeitschriften und Magazinen - sie behaupten, auf die elementaren Fragen in Beruf, Kultur und Gesellschaft kompakte, zielgerichtete und überprüft-wirksame Lösungen und Hilfen zu bieten. Eingebettet werden diese zielgruppengerecht in den optimalen Marken- und Mode- und Infotainmentmix und üben einen normierenden Einfluß auf ihre Leserschaft aus; produzieren Leitbilder und Trends. Wie kann man diesen Wirkweisen, neben den gängigen wissenschafltichen Untersuchungen, auf die Spur kommen und untersuchen? Wie kann man mittels kreativer oder künstlerischer Methoden eine persönliche kritische Haltung entwickeln?

Der Workshop wird, anders als mit exakten Analyseformen, das Phänomen und dieses Medium experimentell mit künstlerischen Mitteln in vivo und teils spielerisch bearbeiten. Dabei werden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Team visuelle, gestalterische, aktionistische und interventionistische Ideen entwickelt und umgesetzt. In der Arbeit und Auseinanderstzung werden mittels Fotografie, Video, Text und Aktionen Kommentierungen und Wertungen über die Wirkweisen des Quellenmaterials, sowie kritisch Assoziationen zwischen den vermittelten Fiktionen, der realen Umwelt und der eigenen Person erarbeitet und dargestellt. Der Künstler und Unternehmenscoach Ruediger John wird die Teams in ihrer experimentellen Recherche im Diskurs und technisch betreuen; die Aktivitäten werden dokumentiert und Ergebnisse dieses Workshops können in einer anschließenden Ausstellung präsentiert werden.

Zielsetzung

Mit den Studierenden wird, ausgehend von der Populärlektüre ihrer Zielgruppe, im besten Falle mit den Magazinen die sie selbst tatsächlich lesen, eine kritische Haltung zu den darin vermittelten Handlungsanleitungen, Rollenverständnissen und Wertvorstellungen entwickelt werden, indem die Empfehlungen, aufbereiteten Lösungsmuster und Vereinfachungen (die häufig gerade die zentralen sozialen und damit komplexesten gesellschaftlichen Phänomene, wie bspw. Beruf, Partnerschaft, Liebe betreffen) mittels künstlerischer Mittel untersucht, bearbeitet und assoziiert werden.

Dabei werden nicht nur einzelne Artikel, Tests und Auflistungen der Magazine herangezogen, sondern die unterschiedlichen Publikationen in ihrer gesamten visuellen Präsenz und dem Themenspektrum in einer Folge von Erscheinungen bearbeitet.

Die Herangehensweise und entstehenden Aktivitäten sind dabei kritisch-ästhetische mit künstlerischen Methoden; diese werden innerhalb des Workshops mit den Teilnehmenden entwickelt und praktisch durchgeführt: So können bspw. Anleitungen zum individuellen Verhalten exemplarisch performativ in Alltagsumfeldern überprüft (und entlarvt), die beworbenen Produkte und dargestellen Soziotypen und Kernaussagen in Verbindung mit Materialien aus dem Persönlichen zu semantischen Netzen collagiert, das reale Umfeld der Leserschaft mit dem propagierten vergleichend dokumentiert und kommentiert, oder aber die Quellen dieser Behauptungen und Informationen bspw. mittels Interviews untersucht werden.

Die individuelle Wahl des Themenschwerpunktes und der Vorgehensweise wird innerhalb der Gruppe besprochen und koordiniert und soll idealerweise in kleinen Teams erfolgen. Ziel der Tätigkeit ist es, möglichst direkt (intuitiv, praktisch und explorativ) assoziativ und visuell die Wirkungsfelder dieser Magazine exemplarisch darzustellen und dabei implizit Wirkweisen festzustellen ohne sich dabei in eine detaillierte Ausarbeitung zu verstricken.

Die Studierenden können somit eine ganz persönlich motivierte und subjektive Untersuchung ihres Umgangs mit diesen Medien durchführen und unter Umständen eine kritische Distanz zu den vermittelten Mustern und Meinungen entwickeln.

Die Ergebnisse unterschiedlicher medialer Form werden aufbereitet und im Anschluß in einer Ausstellung oder Publikation zusammengefaßt präsentiert. Mit diesem Workshop sollen den Studierenden erste Erfahrungen mit interventionistischen, rechercheorientierten und explorativen künstlerischen Methoden ermöglicht werden; dabei wird Wert darauf gelegt, daß sie entdecken, welche Möglichkeiten der Erkenntnis und der Bedeutungszuschreibung in intuitiven Herangehensweisen und subjektiven Arbeitsformen liegen.

Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaften und Studium Generale ZAK, Universität Karlsruhe (Center for Applied Cultural Sciences, University Karlsruhe), 2003


CITATION/BIBLIOGRAPHY John, Ruediger: ›Wie verbessere ich mein Leben?‹, Baden-Baden 2003 https://artrelated.net/ruediger_john/verbessere-dein-leben.html